Die Vermessung der Welt
Der Roman kann sich auf knapp 300 Seiten Leben und Werk der beiden allerdings
nur schlaglichtartig widmen, eher skizzenhaft und sehr kurzweilig erleben wir
wichtige Stationen ihres Schaffens in einer geschickten Mischung aus Fakten und
Fiktion: Humboldt auf seinen strapaziösen Exkursionen nach Südamerika, Gauß
dagegen eher zerrissen zwischen der hehren Welt der Zahlen und dem schnöden
Alltag, denn auch ein Genie hat Zahnschmerzen und muss sich mit Frau und Kindern
herumplagen. Die Komik des Romans speist sich dabei nicht nur aus den ironisch
beleuchteten Charakteren von Gauß und Humboldt, sondern auch aus der Spannung
zwischen Größe und Lächerlichkeit. Humboldts große Forschungsreise nach Russland
etwa gerät zur Farce, weil er schon zu berühmt ist: die ganze Expedition gerät
zur Massenveranstaltung mit über 100 Teilnehmern, und statt zu Forschen
verbringt Humboldt die meiste Zeit auf Empfängen.
Am Ende kann man Daniel Kehlmann gleich doppelt gratulieren: Zu diesem ebenso
unterhaltsamen wie niveauvollen Roman -- und zur Nominierung von Die
Vermessung der Welt zum in diesem Jahr erstmals verliehenen Deutschen
Buchpreis. --Christian Stahl
- Ruhm(2010)
- Ich und Kaminski (2004)